Tag der Arbeit mit dem Schwerpunkt Europa

ALSFELD – „Europa. Jetzt aber richtig“ lautet das Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Europa und die anstehende Europawahl am 26. Mai werden im Mittelpunkt beim Tag der Arbeit am Mittwoch, 1. Mai, und bei den beiden regionalen Veranstaltungen des DGB Vogelsbergkreis auf den Marktplätzen in Alsfeld und Schlitz stehen. Gleichberechtigung, Solidarität, gute Arbeit – also ein soziales Europa mit mehr Orientierung an den Bedürfnissen der Beschäftigten – so könnte zusammengefasst die Forderung lauten, die der Kreisvorstand des DGB nun während eines Pressegesprächs formulierte. Hinzu kommt für den heimischen Bereich das Thema bessere Chancen für Frauen beim Wiedereinstieg in das Berufsleben. Denn laut Vorstandsmitglied Brigitte Theiß von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sei das Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen und damit auch an der Teilhabe an der Sozialversicherung mehr als gering. Mini-Jobs auf 450-Euro-Basis und damit der Niedriglohnsektor bestimmten den Arbeitsmarkt. „So schafft man Altersarmut von morgen“, kritisierte Theiß. Und noch eines wurde während des Pressegesprächs selbstkritisch gesehen: Die Mitgliederzahlen in den Gewerkschaften seien in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesunken. Die Notwendigkeit von Gewerkschaften werde in Gesellschaft und Arbeitswelt zwar anerkannt, stehe aber im Widerspruch zu den aktuellen Zahlen. 7700 Mitglieder zählte der DGB Vogelsbergkreis im Jahr 2018 in den acht Einzelgewerkschaften. Knapp sechs Millionen Mitglieder waren es im Vorjahr bundesweit im DGB. Die Zahlen lagen früher deutlich höher. Wir brauchen ein gerechteres Europa, Mindestlöhne, die über der Armutsgrenze liegen und ein soziales Miteinander, forderten DGB-Kreisvorsitzender Ingo Schwalm (Romrod) und Kathrin Harth, Organisationssekretärin des DGB Mittelhessen. Beide wurden konkret: gute Arbeitsbedingungen und einen Flächentarifvertrag in allen EU-Ländern sowie einen Mindestlohn in Deutschland von 12 Euro. Die sozialen Interessen müssten Vorrang haben vor den Interessen der Unternehmen. „Dazu brauchen wir europaweit gültige Standards für die Arbeitsbedingungen statt Dumpingwettbewerb“, sagten Schwalm und Harth und fügten an: „Europa. Jetzt aber richtig! heißt auch Zukunftsinvestitionen für Wachstum, Arbeitsplätze, Bildung, Infrastruktur, um das Leben der Menschen in Europa nachhaltig und konkret zu verbessern. Europa muss Vorbild werden; Vorbild auch darin, dass Rechtspopulismus und Nationalismus für Europa keine Lösungen sind.“ Im Gegenteil: Die Brexit-Abstimmung in Großbritannien und ihre Folgen hätten gezeigt, wohin es führe, wenn diejenigen die Oberhand gewinnen, die Ängste schüren, aber keine Konzepte für die Zukunft hätten. Denn: Europa brauche Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt. „Klare Kante zeigen“ „Am 1. Mai heißt es deshalb auch: klare Kante gegen Rechts und alle, die unser Land und Europa spalten wollen, zu zeigen“, sagte Ingo Schwalm. Der Tag der Arbeit werde in diesem Jahr somit auch ein Tag für die europäische Solidarität, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den sozialen Fortschritt, für gute Arbeit, gute Einkommen und Arbeitsbedingungen, mehr Tarifbindung und eine Rente, die für ein gutes Leben reiche. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz in Alsfeld, die in jahrzehntelanger Tradition der Arbeiterbewegung aus der Region steht, wird Helena Müller aus dem DGB-Landesbezirk Hessen-Thüringen Hauptrednerin sein. Die Gesamtorganisation liegt erstmals in den Händen von Ingo Schwalm, der seit 2018 neuer DGB-Kreisvorsitzender ist. Daneben stehen Grußworte aus den Einzelgewerkschaften und demokratischen politischen Parteien sowie von Bürgermeister Stephan Paule (CDU) auf dem Programm. Umrahmt wird die Maikundgebung wieder mit Live-Musik von Liedermacher Broder Braumüller (Lauterbach) und mit Info-Ständen der Gewerkschaften. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Beginn der Veranstaltung, zu der die Bevölkerung eingeladen ist, ist um 10 Uhr. Selbstkritisch äußerte sich DGB-Kreisvorsitzender Ingo Schwalm während des Pressegesprächs auch DGB-intern. 16 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder hätten bei der Bundestagswahl der AfD mit ihrer „arbeitnehmerfeindlichen Politik“, ihre Stimme gegeben. „Dafür schäme ich mich“, sagte Schwalm in einer persönlichen Erklärung wörtlich. Oberhesssiche Zeitung (26.04.2019)

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